Meine Beweggründe, Pferdetherapeutin zu werden und mein Weg dorthin:
Als mein erstes Pferd Grisu wegen einer Beinverletzung eingeschläfert werden musste, brach für mich eine Welt zusammen. Vor allem, da ich nicht verstand, was genau bei ihm verletzt war und was nicht. Die Tierärztin stellte mich vor die Entscheidung, entweder das Pferd fünf bis sechs Mal zu operieren, jedoch bei verbleibender Schmerzsymtomatik oder ihm den Leidensweg zu ersparen und ihn einzuschläfern. Klar, wozu ich mich entschlossen habe. Natürlich möchte niemand, dass sein liebes Pferd leiden muss. Nur bin ich nie wirklich darüber hinweg gekommen und fragte mich immer wieder, ob es wirklich die richtige Entscheidung war. „Vielleicht hättest du dein Pferd mit viel Liebe und Fachwissen doch wieder so fit bekommen, dass es wenigstens ein schmerzfreies Weideleben hätte führen können.“ So entschloss ich mich nach einer gewissen Recherche für die Pferdephysiotherapie. Da der Beruf allerdings in Deutschland nicht anerkannt ist, kam ich zu dem Entschluss zunächst eine Ausbildung als Physiotherapeutin für Menschen zu absolvieren. Jene Ausbildung ergänzt meine jetzige Arbeit natürlich außerordentlich gut.
Nachdem mein zweites Pferd Landerius kastriert wurde, bekam er immer wiederkehrende Koliken. Als er eines Tages in die Klinik eingeliefert wurde und sich über den gesamten Tag nichts änderte und sich niemand wirklich um ihn kümmerte, außer ihm Medikamente zu geben, holte ich Landerius aus dem Roundpen und ging mit ihm an eine ruhigere Stelle. Ich erinnerte mich an die Bindegewebsmassage in meiner Physiotherapieausbildung und wendete sie bei ihm an. Nach etwa 20 Min. gingen die ersten Äppel ab. Kurz darauf äppelte er der Ärztin vor die Füße. Sie meinte nur: „Egal, was Sie gemacht haben, machen sie weiter so“. Mein erster Erfolg! Dies unterstützte mich in der Erkenntnis, dass meine Herangehensweise jenseits des rein tiermedizinischen Ansatzes eine erfolgversprechende Behandlungsalternative ist.
Allerdings kamen die Koliken immer wieder. Die Ärzte konnten ihm nur helfen, indem sie ihm Schmerzmittel und Muskelrelaxanzen spritzten und ich indem ich ihn massierte. Wir brachten ihn ein weiteres Mal in eine andere Klinik, um die genaue Ursache seines Leidens herausfinden zu können, doch leider konnten sie uns nicht weiter helfen. Diagnose: Darmfunktionsstörung.
Zusätzlich hatte mein Pferd eines Tages eine geschwollene Stelle am Hals. Diagnose: Prellung. Kurze Zeit später ließ er sich kaum mehr richtig reiten; er war sehr verlangsamt und wollte sich zu einer Seite nicht mehr stellen lassen. Ich kannte mein Pferd, das war nicht normal. Reitlehrer und andere aus dem Stall meinten, ich solle „ihn doch einfach mal vernünftig ran nehmen, ihm eine auf den Po geben, ihn mal richtig mit der Nase zur Seite ziehen, vernünftig biegen und stellen“. Gut, dass ich das nicht gemacht habe!!! Ich holte von einer Pferdephysiotherapeutin und von einer mir bekannten Pferdeosteopathin Meinungen ein, denn ich hatte das Gefühl, dass sich der Bereich der Prellung verhärtet anfühlte, als wären die Halswirbel vermehrt verknöchert! Beide meinten, dass es an der Muskulatur liegen würde oder an den Faszien. Sie gaben mir die bestimmte Wurzelübung für den Hals auf. Eines Tages konnte er sein rechtes Vorderbein nicht mehr belasten. Es war wie gelähmt. Der Tierarzt konnte keine Veränderungen in den Strukturen erkennen. Am nächsten Tag war die Lähmung Gott sei Dank wieder weg. Ich ließ Landerius nochmals von einer anderen Ärztin untersuchen, um der Symptomatik auf den Grund zu gehen und diese machte Röntgenaufnahmen. Es bestätigte sich, was ich schon längst vermutet hatte. Er hatte zwei Halswirbel angebrochen, die schon stark verknöchert waren. Die Tierärztin legte mir nahe, das Pferd nur noch höchst sensibel zu reiten.
Nach dieser Tortur beschloss ich die Ausbildung für Pferdeosteopathie anzufangen. Ich suchte mir eine renommierte Ausbildungsstätte aus. Hierbei handelte es sich um das Deutsche Institut für Pferdeosteopathie. Dieses Institut kann nur von Physiotherapeuten und Ärzten besucht werden.
In meiner Ausbildungszeit ließ ich den armen Kerl Landerius von einer Homöopathin anschauen, weil er immer noch diese Koliken hatte. Sie meinte es könnte auch an der Kastrationsnarbe liegen, ich solle die Narbe doch mal behandeln. Gesagt, getan, mein Pferd entwickelte daraufhin ein riesiges Ödem, welches sich über den gesamten unteren Bauchraum erstreckte. Ich sollte kein Medikament verabreichen lassen, keine Antibiotika, nichts. Der Körper sollte selbst damit zurecht kommen.
Nach dieser Behandlung bekam mein Pferd keine Koliken mehr. Er zeigt allerdings öfter noch das gewisse Schleimen aus dem Maul, welches mir bis jetzt von niemandem wissenschaftlich erklärt werden konnte.
Diese Erfahrungen zeigten mir, wie wichtig die Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen sein kann.
Referenzen:
- Ausbildung als Physiotherapeutin im Humanbereich
- Fortbildung als Lymph.-und Bobaththerapeutin
- Ausbildung als Pferdeosteopathin bei dem Deutschen Institut für Pferdeosteopathie
- Im Reitsport war ich mehrere Jahre im Förderkader und habe dort wissenswerte Erkenntinsse gesammelt.
In der Zukunft werde ich mich zusätzlich in der Akupunktur weiterbilden, damit ich Schmerzsymptomatiken und Disbalancen noch effektiver behandeln kann.